Der Schrott-o-Copter

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Bamfax

Erfahrener Benutzer
#1
Arbeitstitel: Wir bauen mal schnell 'nen coolen Copter...
(abgelehnter Titel: Es war einmal eine Restekiste)

Als ich kürzlich meine Restekiste aufmachte, waren da immer noch die Fehlkäufe des ersten Copters drinnen. Was liegt also näher, als mal ein eigenes ,hüstelhüstel, tiefeStimme, "Projekt" *heftigeskratzenimhals*, zu wagen. Die folgenden Zeilen sind mehr die Fortschrittsnotizen und Lehrstunden, als ein Baubericht, in der Hoffnung, dass der eine andere Lacher dabei rauskommt.

Anmerkung: Achtung Versuchsobjekt - das Ding wird wahrscheinlich nie abheben. Nachbau kann momentan echt überhaupt nicht empfohlen werden :)

Der Anfang: Die Idee
Oooh, siehe da, noch fünf 1300kv Pancakes übrig... Sogar mit den passenden ESCs. Na, das könnte doch ein Miniquad werden. Vielleicht klappen ja 5'' 3-Blade Props dran. Wenn das Ding schon vom Himmel fällt, dann wenigstens mit gut aussehenden 5''ern, die wollte ich eh schon lange mal wo dran haben, seitdem ich die an der Shrediquette MM6 gesehen habe.

Also: Der Rahmen wird als ein GFK durchgezeichnet, CFK riskieren wir lieber mal noch nicht. Das Ganze dann als Sandwich mit Balsaholz in der Mitte und GFK oben und unten. Wo haben wir das bloss schon mal gesehen? Richtig, die Wanze/Ninja von Tumba. Hoffentlich findet er bloss diesen Thread und diesen schrottige Nachbau nicht... *Asche auf mein Haupt*

Vorbereitung:
Der Rahmen wird im Draftsight gezeichnet. Hmm, ganz schön kompliziert, das Draftsight. Gottseidank gibt es jede Menge Tutorials. Heraus kommt Folgendes:
entwurf.jpg

Ein netter Fräser aus selbigem Forum erklärt sich bereit das auf Platte zu bringen. Heraus kommen zwei wunderschöne Platten aus 1,5mm GFK. Vermutlich das Highlight des Projekts ;). Gottseidank gab's vorher den Tipp, nochmal 0,1mm auf die Löcher zuzulegen:
new01.jpg

IMG_5445.jpg

Tag 1 [Sorry, keine Bilder vom Kleben]:
Der Zweikomponentenkleber vom Modellbauladen entpuppt sich als Epoxidharz.

DSC_6945.jpg

Sowas hatte ich doch schonmal in meiner Jugend vergeigt. Nagut. Egal. Und, es stellt sich raus: Mischverhältnis 100:40 nach Gewicht. Ist ja einfach - ähm, oder? Ich klaue zwei Blechschüsseln aus der Küche, stelle die auf eine Briefwaage, versaue beide Schüsseln (kleineres Übel) und habe bestimmt eine miese Mischung wegen hängen gebliebenen Rückständen. Schliesslich ist ja eine Fehldosierung von 2-3% akzeptabel. Oder aber: Man nehme eine Spritze und gehe nach Volumen. Der Tipp stand Gottseidank im Kochbuch. Ist eine wohlgemeinter Ratschlag wenn man Mengen unter 20ml braucht ;) Das Handbuch stellt sich darüber hinaus eher als Ideenvakuum dar. Oder ich bin zu blöd. Man weiss ja nie. Nichts desto trotz entpuppt sich der vermeintliche Zweikomponentenkleber als bombige Geschichte: Das Copterrahmensandwich ist einfach nur steif. Da flext nix. Vielleicht wegen dem Harz etwas schwerer als GFK + Alu, aber das liegt eher an der Dosierung, als am Prinzip. Harzen können die auf jeden Fall besser als Handbuch schreiben.

Prinzipiell eine einfache Geschichte: Anrühren (sagt ich schon Spritze?). Auftragen. Trocknen lassen. Das langsame Harz nehmen (40 Minuten Verbeitungszeit, 16-24h trocknen). Also erst eine Platte ankleben, dann die Folgenacht die zweite Platte.

So die Idee. Schnell wird klar: Die obige Platte muss deckungsgleich mit der unteren Platte kommen. Trotz Balsa. Also wird die Balsalage an die Form der GFK-Platte angeschnitten und das Sandwich gegen einen Metallwinkel geschoben (richtig passen wird das nie, also watt solls).

Tag 2:
Vorweg: Datt passt nicht: Überraschung, Überraschung. Gruss vom "halben Millimeter" - der Motor steht, naja, schief eben:
DSC_6947.jpg

Aber zuerst mal die Kollateralschäden vom Kleben beseitigen. Im ersten Klebeschritt wurde das Frame mit Balsaholz und Zeitungspapier abgedeckt. Beides war 'suboptimal', weil beide sich mit dem Harz anfreundeten. Zu empfehlen ist eine gammelige Leitz Sichtmappe (die Plastikteile), da kommt nicht Ansatzweise eine Verbindung zustand ;). Das Ganze wird über Nacht mit Schraubklemmen zusammengepresst. Trotzdem schummelt sich das Harz überall zwischen und will wieder weggehobelt werden. Sehr zum Leidwesen der schönen GFK-Platten:
DSC_6944.jpg

DSC_6943.jpg

DSC_6948.jpg

Die schiefe Verklebung "macht nichts" (natürlich;), sollte eh keine Diplomarbeit werden. Plan B: Die Motor Mounts werden aufgeschraubt, anstatt unten drunter gehangen. Letzteres kann man später nachholen. Also Löcher in den Frame bohren und Motor Mount Löcher auf 3mm erweitern (die vom Giantshark sind 2,5mm oder sowas).
DSC_6946.jpg

Na also, sieht doch ganz ordentlich aus:
DSC_6950.jpg

Jetzt noch die restlichen Aussparungen aufbohren und die ganze Sache verschrauben. Das sieht besser aus als erwartet und macht Lust auf mehr:
DSC_6949.jpg

DSC_6953.jpg

To be continued....
 
Zuletzt bearbeitet:
#5
Sehr schick, bin auch gerade einen etwas kleineren Sandwich Quad im CAD am planen, muss nur erst noch die Fräse vergrößern damit ich ihn fräsen kann ;_)
Wie stabil ist dein Sandwich? Ich wollte eigentlich deutlich dünneres Material (0,5mm) und dafür dickeres Balsa nehmen. 2x1,5 + Balsa und Harz wiegt doch einiges...
 

Bamfax

Erfahrener Benutzer
#6
Danke - bin auch gespannt, was da draus wird. Es steckt auch kein Plan dahinter. Also schaun ma mal, was draus wird, bin selber gespannt.

Naja, einen Plan gibt es doch: am Ende soll er hübsch und lackiert sein. Und möglichst fliegen :)

@meister: Der sieht ja auch geil aus. Zugegeben, so ganz schrottocopter ist meiner nicht. Das wäre nämlich auch mal spannend, ein echter Ratcopter demnach: Echten Schrott und dann zusehen, dass es irgendwie fliegt.

@Frickler: Das Sandwich ist schon sehr stabil, irgendwo auf der Skala zwischen sehr und pervers stabil. Aber auch schwer, wie Du schon vermutet hattest. Mein MM6 Rahmen ist gefühlt fast leichter. Das Balsa flext ja quer Sehr stark, längs aber überhaupt nicht. Wahrscheinlich bringt es viel wenn man zwei Lagen dünnes Balsa nimmt, einmal längs, einmal quer. Musste bei meinem auch schon vorsichtig rangehen um es nicht zu quetschen. Wahrscheinlich wäre 4mm GFK viel einfacher und ähnlich leicht bzw. schwer gewesen.
 

Bamfax

Erfahrener Benutzer
#7
Schrott-o-copter reLoaded:
"Im Land des Raketenschrotts"

So, liebe erlesene Abonnenten dieses Threads und Freunde des Trashhumors, es folgt das Grauen Teil 2: The Saga has a Liftoff... and has landed. Glaubt es oder nicht :S: :->: :popcorn: :wow: :->: :D:

Nachdem inzwischen schon wieder zwei(?) Wochen seit der letzten Bastelaktion rum sind, musste es sein: Ganz oder in Teilen, datt Ding muss hoch! Passende Teile? Passende Teile?! Sind vollkommen überbewertet. Wird im Zweifelsfall kreativ gelöst. Also, raus die Rohrzange und der 5kg Hammer, ab in den Keller, jetzt wird passend gemacht.

Erster Akt:
Zuerstmal mal die aufgesetzten Motoren. Kann ja nicht sein, dass man sich Führungslöcher ausdenkt und dann den Hut zieht. No Berg'abbremser. Also, eine Lösung muss her. Bloss wie?
- Führungen grösser bohren und Alumounts im Rahmen versenken: Scheitert, da passender Bohrer nicht vorhanden
- Alumounts unten ansetzen: Schon besser. Geht bloss leider nur in einer Richtung.

Also müssen die Löcher gerade werden. Wegen dem schon ausgeschlagenen Lager der Bohrmaschine rutscht bloss der Bohrer immer dem schrägen Loch nach. Gefällt mir ;) Schrottcopter müssen natürlich mit Schrottwerkzeug gebaut werden. ;) Also nochmal die Schräge der Löcher kontrolliert und angezeigt und nochmal genau in die Gegenrichtung gebohrt:
DSC_6958.jpg

(Ich wusste doch, dass ich über diese Motoren nochmal fluchen werden)

So, jetzt passen die Motoren da gerade durch. Nur eine Frage des genügenden Spiels. Ich nenne es einfach "freilaufende Motoren".

Wie jetzt befestigen, dass der Motor nicht nach unten durchfällt? Festschrauben am Rahmen kann ich die Mounts nicht, weil ich sie nur in der unpassenden Richtung montieren kann. Ahja, Idee: Einfach oben mit Gegendruck arbeiten: Schrumpfschlauch auf die Motoren aufziehen, dann fallen sie nicht durch. Und die Wärme bleibt schön innen. Dann friert sie's nicht, wenn sie mal im Winter rausmüssen:

DSC_6959.jpg

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Wer es nicht glaubt, hat verloren: Die Konstruktion funktioniert :)

Ab hier sinkt jetzt die Spannungskurve... erstmal nur Standardarbeit: Nachdem wegen der Kürze der Kabel alles verlötet wird, muss jetzt mal die Drehrichtung der Motoren geprüft werden. Also, Regler provisorisch anschliessen (Lüsterklemmen 4tw!) und Servotester raus:

DSC_6961.jpg

Nachdem alle Motorkabel jetzt richtig sortiert sind, können sie verlöten werden.

Nein, ich habe keinen Plastidip. Doof. Schrumpfschlauch über kurz zu lötende Kabel ist doch immer wieder ein Anlass zur Freude... in Hülle und Fülle... die Freude, meine ich, natürlich.

DSC_6963.jpg

Fertig sieht das dann so aus. Und nun wohin mit den Kabel? Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, sich darüber Gedanken zu machen. Iiimmer schön einen. Schritt. nach. dem. aaanderen.

DSC_6964.jpg

Wie wäre es mit einer Kabelführung am Unterboden? Zwischen Akku und Rahmen? Ist doch eine gute Idee. Also noch ein zwei Löcher in den Rahmen und die Kabel durchziehen:

DSC_6966.jpg

Von oben sieht das dann so aus:

DSC_6965.jpg

Die Kabel werden da zusammengelötet, wo sie aufhören. Das ist schön mittig und gut für einen mittigen Schwerpunkt. Hey, nicht lachen! ganz im Ernst!

Das Powerkabel wird als Y ausgelegt, einfach alle fünf Kabel (1x Power + 4x Regler = 5) zusammenlegen, das bleibt schön schlank.

DSC_6967.jpg

DSC_6969.jpg

Der Akku bekommt eine kleine Auflage und die Kabel kommen da zwischen:

DSC_6970.jpg

Und zum Schluss wird nochmal alles getestet.

DSC_6971.jpg

Soo. Das sieht doch schonmal ganz gut aus. Ein kleiner Fehler steckt hier im Bild. Wer findet ihn? ;) Die FC ist nämlich falschrum eingebaut. Dank einem kleinen Tipp von Roberto und ein bisschen Rumspielen sind dann auch die Achsen richtig konfiguriert und die Naze kann kopfüber verwendet werden.

Dann können ja jetzt langsam mal die Props montiert werden (abtauchen in die Propellerkiste).

Hm. Das geht schon. Nein, größere Mitnehmer habe ich leider nicht finden können. Kleinere auch nicht. "Geht scho".

DSC_7003.jpg

Und die perfekten Props liegen hier auch noch: Ich habe doch tatsächlich noch einen Restbestand an 2x2 9''er Props. Ideal!

DSC_7004.jpg

Je weniger Prop, desto leichter wird der Copter:

DSC_7005.jpg

Endlich mal Mitnehmer, die mit einer 10er Nuss angeschraubt werden können:

DSC_7006.jpg

Und so sieht er aus: Tataaa, der Schrott-o-copter :wow:

DSC_7007.jpg

Und Füsschen will er natürlich auch noch haben, der kleine Hasicopter mit den puscheligen Pfötchen:

DSC_7009.jpg


Das Ganze in ...ordentlich... *grins*:

DSC_7010.jpg

DSC_7013.jpg

Maiden!
Gestern, 00:26: Steht im kalten Kellerwind wie mit 3-Wetter-Taft. Minimales Wackeln, stabilstes Flugverhalten. Ungelogen. Wer es nicht glaubt, kann gerne auf ein Kellerbier vorbeikommen und sich überzeugen :).

DSC_7015.jpg

DSC_7027.jpg

DSC_7040.jpg

...und im nächsten Teil (so in einem Jahr oder so ;)) lesen wir, wie der Schrott-o-copter sich hübsch macht und seine Freunde trifft.

Vielen Dank für euer Interesse und Mitlesen!

...to be continued.
 
Zuletzt bearbeitet:
#8
Selten so gegrinst beim lesen :p wie nahe Perfektion und wahnsinn beieinander liegen. Auch wenn das teil mit Absicht sehr zusammengeschustert ist, sieht der Aufbau trotzdem ordentlich und stabil aus ;)

FETTES Like

gruß
manu
 

cappy

Erfahrener Benutzer
#9
Hihi, geiler Baubericht und Copter :D
 

Bamfax

Erfahrener Benutzer
#11
@manu: Vielen Dank für den lieben und passenden Kommentar :). Das BSE-Kuh-Lachen spare ich mir jetzt :)

@Karl-Erik: Ich gratuliere Dir zum guten Geschmack. Ich bezweifle allerdings, dass der Name je berühmt wird. Verklagen würde nichts bringen ;)



Heute mittag war ich den ersten Akku fliegen. Und es ist echt faszinierend, wie gut das Ding fliegt. Mit den Trabbi-Motoren und den Stummelflügeln steht er bei 60% Gas in der Schwebe. Bei den Minusgraden heute flog er 9,5min und ist dabei mit 1800mAh ausgekommen. Und wobbeln ist auch nur minimal da, obwohl die Props nur grobgewuchtet und die Motoren/Mitnehmer aus der Kategorie "kostengünstig" sind.

Mr. Schrott-o-Copter glänzt also mit anderen Werten ;)
 
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FPV1

Banggood

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