Kitzrettung - hat hier jemand Erfahrung?

brandtaucher

Erfahrener Benutzer
#1
Das Thema Kitzrettung mit Copter wird ja immer populärer. Auch ich denke schon länger darüber nach, ob ich das irgendwie realisieren kann, ohne tausende von Euros in hochpreisige Wärmebildkameras zu investieren.

Zum einen wäre das ein sinnvoller Einsatz zur Technik. Zum anderen würde man mit den Bauern sicherlich ein gutes Verhältnis aufbauen, was das Fliegen an manchen Stellen sicherlich erleichtern würde.

Gibt es hier im Forum jemanden, der das macht und seine Erfahrung schildern kann? Oder kennt jemand eine gute Seite oder preiswerte Technik etc.?

Danke für die Infos.
 

GerdS

Erfahrener Benutzer
#2
Ohne Wärmebildkamera stehen die Chancen bie nahe Null.
Und es sollte auch nicht unbedingt die billigste IR-Kamera sein, denn die hat so wenig Auflösung dass Du nur aus nächster Nähe etwas siehst. Der Mavic 2 Enterprise Duo ist wohl die unterste Messlatte dafür, wobei dessen IR-Kamera auch nicht berauschend ist.

Gruß Gerd
 
#5
Jo. Meine Chefs sind Zahnärzte....nein bei Zahnschmerzen ist es zu spät!!, bitte minimum 2x im Jahr zur pzr... Da kann man viel früh erkennen!
 
Erhaltene "Gefällt mir": KM|fpv

Mayday

Expert somehow
#7
So doof das klingt: Das größte Problem wird sicherlich die Änderungen sein, die ab 1.1.2021 greifen. Dazu kommt, dass man dann auch oft in Schutzgebieten fliegt. Und da ist es nicht damit getan, dass der Bauer sein OK gibt. Zwar sind alle mehr oder weniger happy, wenn man Kitze rettet, aber Erbsenzähler sind auch dort und gerade bei den „Waldgelehrten“ vorhanden. Hatte bei mir schon Ärger, weil ich in unseren Schutzgebieten mit Wärmebild eine vermisste Person mitgesucht habe. Das wurde dann hinterher durch freundliche Intervention der Polizei geklärt.
Ansonsten wie oben: Gute Kamera (Flir Vue/Tau Serie ist ok; verweige ich persönlich aber) Optris ist spitze. Es gehen auch normale Handhelds, die einen Video Out haben (oder Kamera aufgesetzt). Sind nur schwieriger unterzukriegen.
Für sehr anspruchsvolle Gebiete (Bäume, keine Flugmöglichkeit) habe ich auch 12m Teleskopmasten mit WB Kameras on top. Man muss nur wesentlich dichtere Reihen gehen, als man mit einem Copter aus 25-30m fliegen würde.
 

Schlonz

Erfahrener Benutzer
#8
Überwiegend sind die neuen EU-Regularien nicht wirklich ein Problem. In den meisten Fällen fliegst Du in der Rehkitzrettung unter A3-Bedingungen. Ich fliege selbst und berate mehrere Gruppen, die im Jahr weit über 300Ha in Mittelgebirgslagen absuchen. 90% der Flächen sind dabei unkritisch.

Bei der Rehkitzrettung holt man sinnvollerweise immer die lokale Jagdpächterschaft mit Boot, idealerweise auch die Gemeinden selbst. Wenn es tatsächlich Probleme mit Schutzgebieten geben sollte, hilft Aufklärung und Informationen weiter. Es mag die eine oder andere untere Naturschutzbehörde geben, die hier Probleme macht, dann bitte Infos dazu.

Viele Grüße,
Stefan
 

LSG

Erfahrener Benutzer
#10
Hmm das wird immer populärer? Ich dachte, das Thema sei schon vom Tisch und wurde nur mal Publik gemacht, als vor 10 Jahren die ersten Leute Infrarotkameras an ihren Kopter gepackt hatten.

Von den Landwirten habe ich eher Rückmeldungen bekommen wie "lohnt sich nicht, erzeugt keinen großen Schaden" oder "kommt so selten vor, ist unnötig" oder "die Helfer zerstören nur die Ernte, wenn sie durch das Feld laufen". Also besser wurde das Verhältnis zu Landwirten mit solchen Ideen nicht unbedingt, auch nicht unentgeltlich. Zahlen will für so was eh niemand. Bei den Landwirten, die der Sache weniger verschlossen waren, hat man es halt mal ausprobiert, hmm jaaa ganz interessant, aber dabei ist es dann auch geblieben. Von den Problemen wegen Naturschutzgebieten mal abgesehen. So schade es um die Kitze auch ist, ist der finanzielle und zeitliche Aufwand dafür nicht zu unterschätzen und man wird von behördlicher Seite nicht gerade dabei unterstüzt.
 

Schlonz

Erfahrener Benutzer
#11
Deine Einschätzung deckt sich nicht mit der Realität, und ist, mit Verlaub, Deiner subjektiven Einschätzung entsprungen. Und ich sage jetzt mal, zum Glück.

Die Landwirte waren und sind schon immer gesetzlich dazu verpflichtet, durch geeignete Mittel Sorge zu tragen, Vermähungen (die nette Bezeichnung dafür, dass ein Mähwerk einem Rehkitz Beine abschneidet oder den Rücken aufreißt) zu vermeiden. Das hat nichts mit Spielerei oder Spaß zu tun.

Das ist auch keine Frage von „rentiert“ oder nicht. Es wurden in den letzten Jahren auch schon Landwirte, die dieser Verpflichtung nicht nachkommen, rechtskräftig verurteilt, bis hin zu 2 Monaten auf Bewährung. Und damit gilt man auch als vorbestraft.

Lange Jahre wurde die Problematik mangels Möglichkeiten mehr oder weniger ignoriert. Die Anzahl von vermähten Rehkitzen beläuft sich auf mehrere zehntausende pro Jahr. Wer in der Realität übrigens schon einmal so ein Kitz mit diesen Verletzungen erlebt hat, fragt meistens nicht mehr nach dem Sinn der Maßnahmen. Der Todeskampf dauert Stunden.

Seit dem Einsatz von Wärmebildkameras auf UAVs gibt die Ausrede der Machbarkeit nun nicht mehr.

In unsere Region ist man inzwischen bezüglich dieser Problematik zum Glück sehr sensibilisiert. Wir fliegen hier mit der Unterstützung vieler Gemeinden, die für ihre freiwilligen Helfergruppen teilweise auch die Ausbildung der Steuerer bezahlt haben. Die haben sogar den Kenntnisnachweis nach §21d, obwohl sie den formal gar nicht brauchen. Aktuell dürften in unseren beiden Landkreisen hier so gut um die 15 Kopter mit Wärmebildkameras unterwegs sein, von der Mavic Dual über Mavics mit Anbauten, Phantoms, Yuneec H520 bis zu großen Koptern mit FLIR Vues.

Das war zwar ein langer Weg bis dahin, aber dadurch haben wir es geschafft, politisch so einen Druck zu erreichen, dass sich kaum eine Gemeinde und kaum mehr ein Landwirt traut, das noch zu ignorieren. Da haben auch die Jagdverbände viel dazu beigetragen.

Viele Grüße,
Stefan

PS: @brandtaucher Danke für das Lob :)

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Jannis98

Well-known member
#12
Hmm das wird immer populärer? Ich dachte, das Thema sei schon vom Tisch und wurde nur mal Publik gemacht, als vor 10 Jahren die ersten Leute Infrarotkameras an ihren Kopter gepackt hatten.

Von den Landwirten habe ich eher Rückmeldungen bekommen wie "lohnt sich nicht, erzeugt keinen großen Schaden" oder "kommt so selten vor, ist unnötig" oder "die Helfer zerstören nur die Ernte, wenn sie durch das Feld laufen". Also besser wurde das Verhältnis zu Landwirten mit solchen Ideen nicht unbedingt, auch nicht unentgeltlich. Zahlen will für so was eh niemand. Bei den Landwirten, die der Sache weniger verschlossen waren, hat man es halt mal ausprobiert, hmm jaaa ganz interessant, aber dabei ist es dann auch geblieben. Von den Problemen wegen Naturschutzgebieten mal abgesehen. So schade es um die Kitze auch ist, ist der finanzielle und zeitliche Aufwand dafür nicht zu unterschätzen und man wird von behördlicher Seite nicht gerade dabei unterstüzt.
Kann ich ebenso wie Schlonz auch nicht bestätigen. Ich habe zwei Jahre lang (als Angestellter) unter anderem solche Geräte verkauft und die Nachfrage war groß. Überwiegend durch Jagdgemeinschaften, Gruppen von Landwirten und teilweise auch durch Gemeinden selber. Das machte gut und gerne ein Drittel unseres Umsatzes mit Multicoptern aus. Ein weiteres Drittel entfiel auf weitere professionelle Anwender wie Fotografen, Architekten und Immobilienunternehmen und ebenfalls ein Drittel auf Hobbyanwender. Allerdings muss man natürlich die Preise der Fluggeräte berücksichtigen. Hobbyanwender haben mit Abstand die meisten gekauft, allerdings selten für über 800€.

Ganz pauschal würde ich sagen, dass die Kameratechnik sehr teuer aber erforderlich ist. Du kannst zwar einiges gegenüber fertigen Lösungen sparen und auch ein besseres Endergebnis erhalten. Dennoch muss du mit ein paar tausend Euro rechnen. Grob geschätzt solltest du dein Budget für ein brauchbares Ergebnis bei mindestens 4000€ ansetzen.

Die Mavic 2 Enterprise Thermal ist zusammen mit dem (veralteten) Yuneec Typhoon H mit CGO-ET so die Einstiegsklasse aber beides wirklich hart an der Grenze des brauchbaren. Die Auflösung beträgt ja grade einmal 160x120 Pixel. Da musst du wirklich sehr nah ran, um ein Rehkitz entdecken zu können. Die sehe ich eher bei Feuerwehr und Co um größere Brandherde zu identifizieren. Die vierfache Auflösung (meistens 320 oder 336x256) wäre schon sinnvoll. Als fertige Lösung bekommst du die zum Beispiel mit der Yuneec E10T oder DJI Zenmuse XT2. Ohne Wärmebildkamera gehen die Chancen auf Erfolg bei der Suche gegen null.
 

LSG

Erfahrener Benutzer
#13
Deine Einschätzung deckt sich nicht mit der Realität, und ist, mit Verlaub, Deiner subjektiven Einschätzung entsprungen. Und ich sage jetzt mal, zum Glück.

Die Landwirte waren und sind schon immer gesetzlich dazu verpflichtet, durch geeignete Mittel Sorge zu tragen, Vermähungen (die nette Bezeichnung dafür, dass ein Mähwerk einem Rehkitz Beine abschneidet oder den Rücken aufreißt) zu vermeiden. Das hat nichts mit Spielerei oder Spaß zu tun.

Das ist auch keine Frage von „rentiert“ oder nicht. Es wurden in den letzten Jahren auch schon Landwirte, die dieser Verpflichtung nicht nachkommen, rechtskräftig verurteilt, bis hin zu 2 Monaten auf Bewährung. Und damit gilt man auch als vorbestraft.

..
Ich begrüße deine positiveren Erfahrungen. Auch dass die Landwirte in deiner Region dafür mittlerweile sensibilisert sind und ihren Verpflichtungen nachkommen . Das heißt jedoch noch längst nicht, dass meine Erfahrungen nicht real seien. Die Urteile scheinen auch noch nicht häufig genug vorzukommen, dass dies Landwirte im Allgemeinen abschrecken würde. Gerne gehe ich dieses Thema nochmal an, wenn sich da kurzfristig etwas geändert hat. Mein letzter Stand ist jedenfalls der bereits erläuterte, weshalb ich dieses Thema aufgrund der durchweg abwertenden Haltung seitens der Landwirte und Behörden eigentlich abgehakt hatte.
 
#14
Mein Cousin hat sich mit dem Thema vor mehr als einem Jahrzehnt selbstständig gemacht und ich meine mich zu erinnern, daß der mir damals erzählt hat, daß der häufigste Grund für Anfragen gar nicht viel mit Tier- oder Naturschutz zu tun hätte, sondern daß die Bauern verpflichtet seien nachdem sie ein Rehkitz abgemäht haben laut Veterinärverordnung pauschal große Teile der Ernte als Sondermüll zu entsorgen um auszuschließen, daß kontaminierte Reste weiterverarbeitet werden und ich meine mich sogar zu erinnern, daß das auch den Boden betrifft, der vorübergehend danach nicht regulär bewirtschaftet werden darf.

Ist alles ziemlich weit hinten in meinem nicht mehr ganz ungetrübten Gedächtnis hängen geblieben, kann sein, daß ich mich da teilweise vertue und kann auch sein, daß das vom Bundesland abhängig ist. Es war aber wirtschaftliches Eigeninteresse der Bauern, das ihm damals soviele Aufträge beschert hat, daß es sich lohnte eine eigene Fa. auf dieser Basis zu gründen.
 
#15
Das Thema ist ja doch schon etwas älter.
Gibt's da mittlerweile bisschen mehr Erfahrung hier im forum?

Was bekommt man derzeit an brauchbaren drohnen auf dem Markt?

Hab nen Kollegen, der das jetzt machen will/muss. Als Drohne ist eine "yuneec typhoon Q500 4K" vorhanden. Aber so wie ich das sehe, gibs da nicht viel passendes und brauchbares Zubehör in Sachen Wärmebild.

Habt ihr Tipps oder Empfehlungen für mich?

Gruß Manuel
 

LSG

Erfahrener Benutzer
#17
Ich denke, da hat sich an den Anforderungen nichts geändert. Möglichst lange Flugzeit mit möglichst hochauflösender Infrarotkamera. Wie eine yuneec dabei helfen soll, wüsste ich nicht. Sofern ein Kopter mit eingebauter Infrarotkamera zu teuer ist, kann man ja auch auf eine kleine Infrarotkamera auf einem Selbstbau-Kopter zurückreifen.
 
#18
Ob die yuneec dabei hilft sei dahin gestellt. Derjenige hat die mal angeschafft, weil er sie wohl von einem Bauern/Jäger-Kollegen mal empfohlen bekommen hat (Der gute Mann ist paarersechzig Jahre alt, man sehe es ihm nach :) ). Genau weiß ich´s nicht.
Der Grundgedanke war jetzt natürlich, das vorhandene Equipment soweit aufzurüsten, das man das nehmen kann.

Und da ich einer der wenigen mit Drohnenerfahrung in dessen Umkreis bin, wurde ich über 2 Ecken gefragt, ob ich mich da mal informieren kann.
Meine Recherchen haben bislang aber nur ergeben, dass die vorhandene Drohne wohl nicht die beste Wahl für sowas wäre, da die im Markt verfügbaren Thermalkameras nicht so der Knüller sind.

Besser wäre anscheinend der Hexa H520 von Yuneec mit der zugehörigen CGO-ET Wärmebildkamera.
Natürlich gibts da noch genügend Alternativen wie Mavic2 Enterprise Advanced. Was aber auch die Investitionskosten erhöht.
Daher die Frage, ob es Erfahrungswerte gibt.

Selbstbau fällt aber eher aus auch wenn ich eine Uni-T Wärmebildkamera habe und genügend Erfahrung eine Drohne zu bauen, die das Teil in die Luft bekommt.. Da gibts dennoch viele Unwegbarkeiten wie die Live-Bildübertragung, Flugzeit, Wegpunkte, usw.. für dessen Einarbeitung/Umsetzung ich einfach keine Zeit habe.. Und am Ende soll es doch einfach auch verlässlich Funktionieren.

Vielleicht meldet sich übers Wochenende ja noch jemand, der sowas am Laufen hat und bisschen was dazu erzählen kann.

Parallel dazu schau ich mal ins Nachbarforum (y)
 

LSG

Erfahrener Benutzer
#19
Wer sagt denn, dass ein Eigenbau nicht verlässlich funktionieren kann? :devilish: Aber klar, muss auch erstmal gebaut werden, was Zeit kostet, solange man nicht eh schon einen selbstkonstruierten Kopter mit variabler Kamerausstattung rumliegen hat (wie wohl viele hier im Forum). Beim Eigenbau dachte ich eher an Kameras wie die FLIR Vue, die ja einen Videoausgang für die Livebildübertragung besitzt und zumindest 336 x 256 Pixel Auflösung hat.

Meine Erfahrung ist, dass sich solch kleine Objekte mit Kameras wie die des Hexa H520 oder die Uni-T aus der Luft mit lediglich 160x120 bzw. 120x90 Pixeln nicht gut sehen lassen.
 
Erhaltene "Gefällt mir": Fr33man
#20
Ja, absolut! Klar kann und wird das funktionieren. All meine Freestyler und Racing-Drones laufen sehr zuverlässig. Ist aber - wie jeder weiß - mit teilweise viel Zeit und Bugfixing verbunden, gerade wenn´s etwas "ungewöhnlicher" wird wie zb. Gimbal + Wärmebildcam + GPS-Wegpunkte (klar, iNav usw geht schon gut) + what ever..

Dazu hat man damit meist ja auch keine langjährige Erfahrung um alles sofort auf den Punkt zu bringen.

Bildqualität von meiner UT260B is schon ok mit ihren 256x192 pixeln, aber halt kein Video-Out, viel zu schwer und zu groß. Alleine aber schon die Größe der Linse im Vergleich zu einer "ähnlichen" Handheld-Flir zeigt ja, dass da "Welten" dazwischen liegen müssen xD

Die Flir Vue sieht ja qualitativ nach sehr hohem Niveau aus, was der Preis bestätigt :D Klar, Flir kostet. Für den Preis bekommt man aber halt auch schon ein Komplettset inkl. Drohne, Gimbal, Funke mit Display usw.

Wie gesagt: Auch wenn ich schon Bock drauf hätte sowas zu bauen; nope, bekomm ich Zeitlich nicht unter.

Ich habs ihm schon mal so weiter gegeben. Die vorhandene Yuneec verkaufen, und entweder die H520 + CGO-ET oder für "paar" € mehr die M2EA.
 
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