Ich hatte das vor drei Jahren mal mit einer Pocket 2 (und davor auch schon mal halbherzig mit einer Pocket 1) versucht und am Ende als Fehlschlag deklariert. Damals inspiriert von diesem Video:
Stromversorgung war zumindest bei der Pocket 2 recht unkompliziert. Da der Akku nicht wechselbar ist, hat sich DJI da nicht die Mühe gemacht, irgendwas proprietäres mit Verschlüsselung zu verbauen, sondern es gab nur ein recht billiges BMS auf Basis eines CellWise CW2015.
Abgesehen von der mechanischen Anfälligkeit des ganzen Konstrukts, sind die Stabilisierungsmodi der Pocket nicht wirklich auf Copter ausgelegt und man hat im Flug keinerlei Kontrolle darüber, was das Gimbal eigentlich macht.
Bei der Pocket 2 gab es zudem das Problem, dass sie bei Erreichen oder zu schnellem Annähern der Limits des Gimbals "abdriftete" und dann auf halb acht hing. Ließ sich durch ein Doppeltippen auf das Display schnell in die Ausgangslage zurückbringen und damit korrigieren, aber im Flug geht das halt nicht und versaut dir dann die restliche Aufnahme ohne dass du es merkst. Bei der Pocket 3 vielleicht weniger ausgeprägt, aber die generelle Unberechenbarkeit bleibt.
Diese ganz langsamen, ruhigen Flüge wie im Video von Jordan und auch dem von dir verlinkten sind schon das absolute best-case-Szenario und da muss man ehrlicherweise sagen, dass man sich eigentlich nur ne schlechtere Mavic gebaut hat. Sobald mehr Bewegung, steilere Flugwinkel, schnellere Richtungsänderungen ins Spiel kommen, ist zumindest die Pocket 2 sehr schnell an ihrer Grenze.
Am Ende hatte ich dann noch überlegt, ob es vielleicht besser funktioniert, wenn man die Yaw-Achse des Gimbals eliminiert. Das hätte ggf. etwas besser funktioniert und wäre zudem nochmal deutlich kompakter und ca. 15g leichter gewesen, aber ich hab's dann doch nicht gemacht. Der Arbeitsaufwand, einen vorhandenen und korrekt funktionieren Yaw-Motor zu spoofen war mir für das vermutlich trotzdem nur bedingt zufriedenstellende Ergebnis zu hoch.
Schlussendlich muss man sich die Frage stellen, was man sich damit eigentlich baut. Für ernsthaftes, evtl. sogar kommerzielles Filmen ist das kaum zu gebrauchen, weil man weder beurteilen, noch so richtig beeinflussen kann, ob der Bildausschnitt gerade passt. Für den reinen Hobbybetrieb wiederum ist es unwahrscheinlich viel Aufwand, sehr crashanfällig und limitiert einen stark in den möglichen Flugmanövern. Als Elektronikprojekt für Leute, die gerne basteln, sicherlich gut geeignet, aber so richtig zielführend ist das Ganze am Ende nicht.
Wenn man ein Gimbal und die Bildqualität mit dem kleineren, verzerrungsfreieren FOV will, sollte man sich m.M.n. eine Mini nackt machen und die auf einen 5" schrauben. Da hat dann eine zweite Person wenigstens volle Kontrolle über Gimbal und Cam.
Einzige Option auf der Basis der Pocket, die in meinen Augen vielleicht Sinn ergeben könnte: Das Gimbal komplett weglassen und nur die Kamera selbst verwenden. Vielleicht auch eine Achse als Pitch-Gimbal (analog zur Avata) übrig lassen, das könnte auch noch klappen. Von der Bildqualität her ist die Pocket ja recht solide und das Mainboard hat eine praktische Form, um es in einem Copter zu verbauen. Zusätzlich dann halt noch einen Gyro-Logger, um das ganze am Ende durch Gyroflow jagen zu können. Ist nur halt nicht ganz so trivial, weil man der Pocket dann vorgaukeln muss, dass all ihre Motoren noch da sind und das tun, was sie tun sollen. Und ob das dann wirklich das bessere Endergebnis liefert als eine simplere Option mit den gängigen Kameras, steht auch nochmal auf einem anderen Blatt.
Bzgl. Care Refresh: Eine ehemals zerlegte Pocket tauschen die ziemlich problemlos, aber eigentlich auch nur, weil die sich (mangels Wasserfestigkeit) recht spurenfrei zerlegen und wieder zusammensetzen lässt. "Irgendwie wieder zusammentüddeln" finden die erfahrungsgemäß nicht so geil und in den Bedingungen zu Care Refresh stehen so Sachen wie eigene "Reparaturversuche" auch als Ausschlusskriterium drin. Das ist leider nicht ganz so
no questions asked wie bei GoPro, denn bei DJI schickt man den Kram ja tatsächlich an deren Servicecenter in DE, während GoPro das an ein externes Logistikunternehmen ausgelagert hat, das wirklich ausschließlich die S/N checkt. DJI hat mir zwar bislang auch alles getauscht - inkl. der offensichtlich von mir geöffneten Action2 - aber nicht immer ohne vorher nochmal anzurufen, kritisch nachzufragen und dann explizit zu betonen, dass sie es nur ausnahmsweise aus Kulanz machen.