Wenns auf der Sonne ungemütlich ist, kanns mir Wurscht sein....bin Erdling.
Wenn sich sowas wie das sog. "Carrington Event" [1] (ein sog. "Super Solar Flare") von 1859 heute oder in Zukunft wiederholt, wird es sehr ungemütlich beim Coptern. Aber da hätten wir andere Sorgen.
Zu den wenigen elektrischen Systemen damals gehörten Telegraphenleitungen. Durch die darin induzierten Spannungen bekamen Bediener Stromschläge und durch Funken gab es auch Feuer.
Zum Glück haben wir heute durch die moderne Wissenschaft anhand einiger Beobachtungsmissionen (im All und terrestrisch) die Möglichkeit, das sog. Weltraumwetter ("Space Weather") [2] recht gut vorhersagen zu können. Im Falle eines starken Ereignisses lässt sich daraufhin natürlich wenig machen, aber gewisse Vorkehrungen würden sich treffen lassen.
Das vermehrte Auftreten von Sonnenstürmen ist an den Schwabe- oder Sonnenfleckenzyklus genannten Aktivitätszyklus der Sonne gekoppelt, der - wie der Name vermuten lässt - anhand der beobachtbaren Sonnenflecken einen Rückschluss auf die Aktivität der Sonne zulässt. Sonnenflecken sind Stellen auf der Photosphäre, an denen Magnetfeldlinien schleifenförmig aus der Oberfläche der Sonne aus- und eintreten (desswegen oft paarweise zu beobachten) und sind dunkler (kühler), als der Rest der Sonnenoberfläche. Warum? Die Sonne rotiert differenziell, d.h. nicht als Festkörper, sondern der Äquator hat eine andere (schnellere) Drehgeschwindigkeit als zu den Polen hin. Dabei wickeln sich die Magnetfeldlinien gewissermaßen auf und werden schleifenförmig durch die Oberfläche gedrückt. Auf den Bögen sammelt sich Plasma und kann bei magnetischer Rekonnexion [3] ins All geschleudert werden, was dann unter dem Namen CMA/CME ("Koronaler Masseauswurf"/"Coronal Mass Ejection") läuft. Wir reden von Massen in der Größenordnung von bis zu 10 milliarden (!) Tonnen!
Hier eine Aufnahme des SOHO Satelliten (LASCO Instrument) [4] von so einem CMA:
(Die weißen Pixel zeigen das Auftreffen der hochenergetischen Teilchen auf dem Detektor an. Damit der Sensor nicht zerstört wird, ist die Mitte (wo die Sonne steht) abgedeckt. Die Sonne entspricht aber dem Durchmesser des weißen Kreises in der Bildmitte)
Es gibt noch weitere Effekte, aber das würde hier zu weit führen. Diese Ereignisse sind gerichtet, d.h. sie laufen meist an der Erde vorbei und werden uns wenig gefährlich. Trifft uns ein (starker) hochenergetischer Teilchenstrom, so schützt uns unser geomagnetisches Feld bis zu einem gewissen Grad. Das folgende Bild zeigt deutlich, wie ein in der linken Bildhälfte eintretender Teilchenstrom an der Magnetopause entlang um das Erdmagnetfeld herum geleitet- und auf der der Sonne zugewanten Seite gestaucht wird:
Polarlichter entstehen dabei, indem hochenergetische Teilchen in den Bereich, in dem die Feldlinien eintauchen, in die Atmosphäre eindringen- und wechselwirken können. Bei starken Ereignissen (wie 1859 oder beinahe 2012) werden die Magnetfeldlinien auf der sonnenzugewandten Seite so stark gestaucht, dass Satelliten ausserhalb des "schützenden Kokons" (Magnetopause) liegen können. Sie würden zerstört werden. Austronauten auf der ISS wären dem sicheren Tod ausgesetzt. Auf der Erde würden elektrische Geräte irreparabel zerstört. Es gibt sogar Theorien, nach denen das globale Erdklima stark von der Sonnenaktivität beeinflusst wird. Aufgrund der schützenden Wirkung unseres Erdmagnetfelds sind dessen lokale und vor allem globalen Schwankungen oder der überfällige Polaritätswechsel natürlich Dinge, die sehr genau beobachtet werden, z.B. durch die SWARM Satelliten der ESA. Was passiert bei einer Polumkehr mit unserem Schutz? [4] Das ist einer von vielen Gründen, warum die Raumfahrt und Physik für unsere Zivilisation von so großer Bedeutung sind.
[1]
http://forum.meteoros.de/viewtopic.php?f=1&t=7112/
[2]
http://www.swpc.noaa.gov/
[3]
http://de.wikipedia.org/wiki/Rekonnexion
[4]
http://soho.esac.esa.int/about/about.html
[5]
http://www.spiegel.de/wissenschaft/...iten-messen-magnetfeld-der-erde-a-976116.html