Mit rund 1,5 Jahre Modellbauerfahrung bin zwar vermutlich dem Novizendasein kaum entwachsen, aber nach mehr als einem Dutzend verschiedener Kopter mit einem halben Dutzend verschiedener Flight Controls kann ich ja vielleicht doch ein wenig zu der Diskussion beisteuern. Good News vorneweg, es fliegt letztlich alles (nur nicht gleich gut). Bis auf den APM, bei dem mir irgendwann der Geduldsfaden gerissen ist, hatte ich alle Controller mehr oder weniger sofort in der Luft. Vielleicht hätte das beim APM auch irgendwann geklappt, aber ich bin leider ein etwas ungeduldiger Zeitgenosse.
Letztlich ist die Frage nach vorhandenen Erfahrungen im Bereich Elektronik, Löten oder andere handwerkliche Fähigkeiten zweitrangig. Die Erfahrung hilft im Zweifel vielleicht (genauso übrigens wie halbwegs gescheite Englischkenntnisse), entscheidend ist aber die Frage, ob du wirklich bereit bist, dich vernünftig in eine Materie einzuarbeiten und viel Zeit mit dem Lesen von Forenbeiträgen oder Wikis zu verbringen.
Wenn das nicht dein Ding ist, dann bist du mit einem KK2.0 oder einem Naza schnell in der Luft. Beide können gut fliegen, sind aber weder vom Preis, noch vom Leistungsvermögen zu vergleichen. Ich habe sie nur deshalb zusammen aufgeführt, weil sie beide schnell und leicht einzustellen sind und man sich nicht mit wilden Änderungen in Programm Codes beschäftigen muss.
Tüftelst du gerne und liest dich gerne in komplexe Zusammenhänge ein, dann kannst du auch zu MultiWii und ihren Derivaten oder gar zu einem Autoquad greifen. Dort bekommst du oft für weniger Geld vergleichbare Flugleistungen wie bei einem Naza (oder fürs gleiche Geld mehr Leistung), du musst aber wesentlich mehr Eigeninitiative einbringen.
Ebenfalls solltest du dich fragen, wie wichtig dir Gewährleistung und Support sind. Je billiger du kaufst, desto weniger bekommst du auch. Sprich bei Hobbyking, RCTimer und Konsorten musst du das relativ niedrig ansetzen, kaufst du hier in Deutschland zum Beispiel beim Stein oder bei Flyduino (nur um mal zwei Beliebige zu nennen), musst du mehr bezahlen, hast aber auch einen gescheiten Service. Jeder tickt da anders und muss für sich selbst entscheiden, was ihm wichtig ist.
Die gleichen Überlegungen gelten für den Frame und die übrigen Komponenten. Es gibt zahllose Zusammenstellungen und Vorschläge allein in diesem Forum, man muss sie sich halt nur raussuchen (und idealerweise auch verstehen). Wenn das nicht dein Ding ist, oder du den Zusammenstellungen nicht traust (was angesichts der meist glaubenskriegartig geführten Diskussion nicht verwunderlich wäre), dann bist du mit einem Komplettset zum Beispiel vom Stein gut beraten (über das Komplettset regelt sich oft auch die Frage des Flightkontrollers, das ist meist ein DJI Produkt. Über das Warum kann sich jeder seine Meinung bilden, das tut hier aber nichts zur Sache).
Was erfahrene User hier gerne vergessen, das ist das eigene erste Mal. Ich habe zig NanoWiis im Einsatz und brauche heute zur Inbetriebnahme keine 10 Minuten mehr. Aber meine erste MultiWii war wirklich frustrierend. Da musste ich mich echt durchbeißen und mir alle Infos mühselig zusammensuchen. Dieses berühmte erste Mal war beim Naza und KK2.0 bedeutend leichter. Aber wie gesagt, es ist nur eine Frage der eigenen Einsatzbereitschaft, machbar ist letztlich alles. BTW: ich habe gestern erstmals eine Hott-Funke in der Hand gehabt, ohne den geringsten Plan, wie die programmiert werden muss. Eine halbe Stunde später war der Naza Kopter in der Luft und flog perfekt. Wenn man einmal begriffen hat, wie ein solches System funktioniert, dann ist das nächste auch kein Problem mehr. Trotzdem findest du hier massenhaft Beiträge, in denen User an den Einstellungen der Hott/Naza Kombi verzweifeln. Sehr oft liegt das an der mangelnden Bereitschaft, sich in eine Sache reinzuknien und einfach zu machen, statt die nächste Frage im Forum zu posten.
Noch zwei Tips zum Schluss: Spare niemals an deiner Funke (was nicht zwangsläufig heißen muss, dass du viel Geld ausgeben musst). Wenn du dabei bleibst, wird dich die Funke bei vielen zukünftigen Projekten begleiten. Letztlich hängt an genau diesem System auch dein ganzes Geld und dein ganzer Arbeitseinsatz. RTF-Sets mit irgendwelchen Billigfunken haben im Spielzeugbereich vielleicht ihre Berechtigung, sind im ernsthaften Modellbau aber fehl am Platz. 6 Kanäle werden am Anfang sicher reichen, aber glaub mir, nach weniger als einem Jahr ärgerst du dich, dass du nicht gleich eine 8 Kanal Funke gekauft hast. Nicht nur wegen der zwei Kanäle, sondern auch wegen der Programmiermöglichkeiten und dem Einstellkomfort oder der Qualität der Knüppelaggregate. Auch hier gilt wieder das gleiche wie bei den Flight Controllern: wenn du gerne bastelst und nicht alles nach dem Kauf einsatzbereit sein muss, kannst du dir eine Turnigy 9X oder 9XR kaufen und diese nach den zahllos im Netz vorhandenen Anleitungen pimpen (günstig, kostet aber Zeit und die Garantie). Oder du kaufst eine Funke von einem namhaften Hersteller, egal ob dieser nun Graupner, Futaba, Spektrum etc. heißen.
Last not least: achte auf gescheites Werkzeug. Mit dem 10 Euro Lötkolben aus dem Baumarkt kannst du dir schöne Muster in dein Frühstücksbrettchen brennen, für gescheite Lötarbeiten (und die gehören in unserem Hobby zum Tagesgeschäft) taugen die Dinger aber nicht. Ähnliches gilt für Schraubendreher etc. Man muss nicht alles gleich in Topqualität anschaffen, da spielt in der Regel auch der Geldbeutel nicht mit. Aber am Werkzeug zu sparen bedeutet sparen am falschen Fleck.