Ich kaufe ja nicht in einem
beliebigen Fachgeschäft
Als moderner Mensch, der ein High-Tech-Gerät kaufen will, sehe ich es als meine Pflicht an, mich selbst vorab informiert zu haben und den Verkäufer in erster Linie als verlässlichen Geschäftspartner, nicht als "Geek" zu sehen. Eine hochwertige Kamera zu kaufen ist etwas anderes als eine Küchenfliese auszusuchen, finde ich. Da brauche ich einen Händler auf Augenhöhe, mit dem ich offen über Pro und Contra sprechen kann. Ich gehe zu meinem Händler auch mit den Vergleichsangeboten aus Internet & Co, lege ihm die vor (er kennt sie aber ja auch) und schlage dann z.B. 10% Mehrpreis als Verhandlungsbasis für seine Beratung und sein Einstehen als Gewährleistungsverantwortlicher vor. Damit bin ich bislang sehr gut gefahren.
Anders ausgedrückt: Es geht mir bei solchen Käufen um Fairness und Verlässlichkeit.
Wir haben hier auch die sogenannten "Fachgeschäfte" (die sich in der Werbung gerne als "Experten" bezeichnen), in denen
Verkauf das einzige Fach zu sein scheint. Sich da beraten zu lassen, ist so, als würde man zum KFZ-Mechatroniker gehen, um sich eine Wurzelbehandlung am Weisheitszahn machen zu lassen. Wobei, nein, das ist unfair: KFZ-Mechatroniker besitzen in der Regel Fachwissen, was sie also grundsätzlich von den Verkäufern in den gemeinten "Fachgeschäften" unterscheidet.
Was mich stört, sind Kunden, die grundsätzlich nur nach dem niedrigsten Preis einkaufen und gleichzeitig die maximale Leistung des Verkäufers erwarten. Natürlich kann man für dieses Verhalten valide Argumente anführen ("der Verkäufer müsste ja nicht zu dem Preis anbieten, wenn er die üblichen Leistungen nicht erbringen will" - aber, doch, verdammt, muss er, sonst kauft der Kunde ja nicht). Wenn man bedenkt, wie viel Arbeitszeit verschwendet wird, um den "billigsten Preis" anbieten zu können, und was aus dieser Zeit an produktivem Nutzen sonst gezogen werden könnte, wird einem richtig schlecht.
Eine Billigkamera für 200 Dollar, die vom Hersteller auch noch unter brutalstem Preisdiktat gehandelt wird (unter Ausschaltung aller Errungenschaften des "freien Marktes") ist für mich einfach kein Produkt, bei dem ich das Thema "Gewährleistung" höher als eine abgesenkte Bordsteinkante hängen würde. Der Händler KANN da als Gewährleistung doch nur "Einschicken" anbieten, jede Minute, die er mit "Fehlersuche" vergeudet, zahlt er bei den üblichen Margen, die in dem Bereich gelten, drauf. Und an Sony einschicken kann ich selbst.
Man darf auch nicht übersehen, dass hier, in unserem Hobbyumfeld, ohne mit der Wimper zu zucken, viel höhere Beträge aus großen Höhen mit maximaler Beschleunigung in Grasflächen geschossen werden, ohne dass einer nach "Gewährleistung" schreit (weder für die Grasfläche noch für die geschossenen Flugkörper). Ob man sich jetzt für 150,-€ einen Frame kauft, der sich nach zwei Wochen basteln als "irgendwie doch nicht so doll" herausstellt, oder für den gleichen Betrag eine ActionCam, die vielleicht nach zwei Flügen nur noch Rußtreiben bei Neumond aufnimmt - finde ich jetzt nicht so dramatisch unterschiedlich.